Sonntag, 2. September 2012
Rasgas Verwandlung
Rasga ist eine 18-jährige Oldenburger Stute, die seit gut drei Jahren in meinem Stall lebt. Ende April habe ich angefangen, sie 2-3 Mal die Woche zu reiten. Seit Juli reite ich sie alleine, weil die Reitbeteiligung des Pferdes Urlaub hat.
Rasga hatte im Winter sehr abgebaut, hatte nicht nur Muskulatur, sondern auch zu viel Gewicht verloren. Im Stall stand sie meist teilnahmslos auf ihrem “Balkon” und döste mit gesenktem Kopf vor sich hin. Es interessierte sie kaum, wenn jemand die Stallgasse betrat, freute sich nur abends aufs Kraftfutter.
Nun, das geborene Dressurpferd ist Rasga nicht: Ein zu langer, schlecht bemuskelter und steifer Rücken, ebenso steife Hinterbeine und ein ziemlich “totes” Maul machten das Reiten nicht eben zum Genuss. Zudem macht ihr eine alte Rehe-Erkrankung immer mal wieder zu schaffen.
Beim Reiten bohrte sie ihre Nase mit gestrecktem Hals nach unten, stellte die Hinterbeine eher nach hinten raus. Der Trab war unrhythmisch und nicht taktrein. Dazu musste ich stets befürchten, dass sie über ihre eigenen Füße stolpert.
Ich habe den Beritt dennoch übernommen, weil ich sehen wollte, ob man auch bei einem 18-jährigen Pferd noch Muskulatur aufbauen und ihr wieder mehr Lebensfreude geben kann. Ich habe mal versucht, ihre Entwicklung in Bildern festzuhalten. Die “alten” Fotos entstanden am 28. April 2012 (das 3. Mal Reiten), die neuen Fotos wurden am 1. September gemacht:
Auch nach acht Wochen intensivem Training (mit einer Woche Hitze-Pause) ist das Reiten für mich noch keine Entspannungsnummer. Ich bin jedes Mal total verschwitzt, wenn ich absteige, weil das Pferd so viel Konzentration erfordert. Warum ich trotzdem weiter mache? Mich begeistert das Pferd, das, obwohl es so viele körperliche Handicaps hat, wirklich alles gibt, es mir Recht zu machen. Sie hat einen wachen, aufmerksamen Gesichtsausdruck und scheint sich auf die Arbeit und die kleinen Herausforderungen zu freuen. Die geliehenen Dualgassen (Danke an Dani von der Ponyschule!!!) bringen sie körperlich und geistig an ihre Grenzen. Und trotzdem blüht sie auf. Sie kommt sofort von draußen herein, wenn sie Bewegung im Stall hört, beobachtet ihre Umwelt mit deutlich wacherem Gesichtsausdruck. Sie freut sich, wenn ihr etwas gut gelungen ist. Der Trab ist immer noch nicht bequem, aber er wird taktrein, und immer öfter kann ich ihre aktive Rückenmuskulatur spüren. Meine anfängliche Sorge, Rasga mit meinen Dressurübungen zu überfordern und zu quälen, waren unbegründet. Ich bin gespannt, ob sich ihre Körperform, ihre Muskulatur und ihre Rittigkeit weiter verbessern.
Labels: Ausbildung, Stallgeflüster
Liebe Grüße, Susanne
LG Susanne
warum soll eine 17-jährige Traber-Mix-Stute das nicht mehr lernen können? Rasga ist schon 19, und ich habe mit ihr erst mit 18 Jahren angefangen. Ich empfehle da ja wirklich HSH.
Auf meiner zweiten Homepage: www.in-harmonie-mit-pferden.de
erzähle ich ein bisschen von der Arbeit. Vor allem die Philosophie ist spannend und interessant. Und mit dieser Methode lernen auch nach "alte Hasen" die Dressur.
Ich erzähle gerne mehr darüber. Vor allem: Rasga wird immer besser! Dieser Bericht stammt von Ende des Sommers. Sie hat sich immer noch verbessert und tut es weiterhin!
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