Donnerstag, 15. Januar 2015

SURE FOOT Equine Stability Program™ - Etwas Neues zum Ausprobieren…

Bei Facebook stieß ich vor einigen Wochen auf ein Foto, das von Linda Tellington-Jones geteilt worden war. Es zeigte ein Pferd, das mit seinen vier Füßen auf weichen Polstern stand. Ich bin der Adresse auf dem Foto gefolgt, weil ich annahm, es handle sich um eine Art Gel-Pads, die einem Rehe-Pferd vom Schmied untergelegt worden waren, weil es sonst nicht hätte stehen können. Nach so einer Unterlage suche ich schon eine Weile. Ich will vorbereitet sein, wenn Rasga mal wieder ein Eisen verliert und dann nicht anständig und vor allem schmerzfrei laufen kann.

Was ich dann auf der Seite gelesen habe, war etwas gaaaanz anderes. Was ich fand war die Seite von Wendy Murdoch (Link zur Seite), einer anerkannten amerikanischen Pferdetrainerin. Sie nutzt Elemente aus dem Programm von Feldenkrais, Sally Swift und Linda Tellington-Jones u.a., um ihren Schülern das Erfühlen der Bewegungsabläufe beim Pferd zu erklären. Ich habe viele Übereinstimmungen mit meinem Unterricht gefunden.

Überhaupt hat sich Wendy Murdoch sehr mit Bewegung und der Biomechanik beim Pferd auseinandergesetzt – und das “SURE FOOT Equine Stability Program™” entwickelt. Das ist frei übersetzt eine Art Gleichgewichtstraining für Pferde.

Ich habe mich den ganzen Abend auf ihrer Seite umgetrieben, viel über dieses Programm gelesen, und dann war mir klar: Das würde ich auch probieren wollen. Dafür braucht man diese weichen Stabilitätspads (gibt es in unterschiedlichen Härtegraden). Die habe ich mir noch am selben Abend bei ihr bestellt, ebenso ein “Wie-wird-es-gemacht-Video”. Das Paket war etwas über eine Woche unterwegs, dann konnte ich es ganz gespannt auspacken.

Was mich als erstes sehr verblüfft hat: Die Pads sind von der Firma Thera-Band, stammen aus der Human-Therapie, und ich hätte sie bequem auch in Deutschland kaufen können – und 50 Euro Porto gespart!

Hier für euch ein Link zu Amazon, da könnt ihr die Pads bestellen: Klick

Das mit der Bestellung ist Pech. Macht auch nichts, denn die Erfahrungen, die ich bisher mit den Dingern gemacht habe, sind wirklich verblüffend. Aber der Reihe nach.

Insgesamt braucht man vier Kissen, um allmählich alle vier Pferdebeine darauf zu platzieren. Bevor ich mich begeistert mit den Pads auf meine Pferde stürzte, habe ich mir erst einmal in Ruhe das Video angesehen. Gute 90 Minuten Film. Wendy Murdoch gibt eine kurze Einführung in ihr Programm, zeigt die unterschiedlichen Pads, die sie benutzt und demonstriert das mit verschiedenen Pferden, die mit dem Programm noch nicht vertraut sind. Genau das Richtige, um sich das abzugucken.

Wendy beginnt mit einem einzelnen Kissen, auf das sie einen Vorderfuß des Pferdes stellt. Das geht übrigens mit einem Pferd am Halfter genauso wie mit einem Pferd, auf dem ein Reiter sitzt. Das Pferd soll nun selbst entscheiden, ob es den Fuß auf dem Kissen voll belasten will. Es darf so lange es will, darauf stehen bleiben – von wenigen Sekunden, bis mehrere Minuten. Wenn es das Kissen selbständig verlässt, wird es eine große Zirkelrunde geführt, bzw. geritten. Dann kommt der Fuß erneut drauf. Ist das Pferd gelassen, dann nimmt man das zweite Kissen für den zweiten Vorderfuß dazu.

Die Kissen sind so weich, dass das Pferd ein wenig einsinkt. Und das sorgt beim Pferd zunächst für Verblüffung. Nach einigen Momenten der Verwirrung, sieht man richtig, wie es in den Pferdeköpfen arbeitet. Sie zwinkern mit den Augen, der Kopf senkt sich, sie lecken und kauen. Die Atmung wird tiefer, die Pferde entspannen.

Offenbar regen diese Pads Teile des Nervensystems an, die sonst nicht oder wenig angesprochen werden. Meist stehen die Pferde hinten sehr weit mit den Füßen auseinander, um mehr Stabilität zu bekommen. Das ändert sich aber rasch.

Wenn es mit den Vorderbeinen klappt, kommen zwei Kissen für die Hinterbeine. Erst nur eins, dann das zweite. Und nach einer Weile – wenn das Pferd gut mitmacht – stellt man alle vier Füße drauf. Zwischendurch werden die Pferde ein paar Zirkelrunden geführt und geritten.

Ziel soll es sein, die Pferde in einen guten, geregelten Bewegungsablauf zu bringen. Die Schrittlänge verändert sich, die Hinterbeine fußen energischer ab, er Rücken wölbt sich auf. Das Pferd geht “leichter”, richtet sich selbst mehr gerade.

20150105193732-(1) Der erste Versuch mit Dango. Weil er einen Fuß problemlos akzeptiert hat, kam gleich das zweite Vorderbein dazu. Links auf dem Bild seht ihr, dass er nicht so recht weiß, was er davon halten soll. Aber der Kopf ist schon ein wenig gesenkt, die Ohren zur Seite geklappt.
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Hier steht er schon auf allen vier Kissen. Hier wieder tiefenentspannt – obwohl andere Pferde in die Halle gekommen sind, wo Dango sonst immer gucken und aufpassen muss.
Heute der Versuch, das Pferd gesattelt auf die Pads zu stellen und dann vom Springblock aus aufzusteigen. Denn der Nachteil dieser Methode fürs Reiten: Man braucht jemanden, der die Kissen unter die Füße schiebt, während man draufsitzt. 20150113194119-(2)
20150113194442-(2) Links: Dango im Schritt, unten im Trab. Ich halte die Zügel sehr lang, will ihn möglichst wenig stören. Dango darf ausprobieren, wie es sich für ihn anfühlt, mit tiefer oder hoher Nase zu gehen.
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Was ich bisher beobachtet habe:

Dango stand heute das 4. Mal auf allen vier Kissen. Er scheint sie sehr zu mögen, denn er hebt seine Füße schon selbständig an, damit sie drunter schieben kann. Wenn man ihn ließe, würde er vermutlich 15 Minuten und länger darauf stehen bleiben. Das habe ich so lange nicht abgewartet und ihn stets früher herunter gebeten.

Als Reiter stellt man im Sattel fest, dass die Pferde nach einigen Minuten anfangen, ganz tief zu atmen und den Kopf mehr und mehr fallen lassen. Und sie schwanken ganz furchtbar. Das war beim ersten Mal so arg, dass ich dachte, ich werde seekrank im Sattel! Durch dieses leichte Schwanken schaukeln sie sich in die Entspannung und schlafen dabei fast ein.

Wenn ich dann los reite geht das erst nur sehr zögerlich und langsam. Ende letzter Woche stand Dango mit mir im Sattel gute zehn Minuten auf den Pads, ehe er von selber weggegangen ist – und ich hatte die entspannteste Reiteinheit mit ihm, seit er hier ist. Schon im Schritt ein schwingender Rücken, große, entspannte Schritte, ein ruhig pendelnder Schweif. Auffällig auch sein Fleiß und seine Taktsicherheit im Trab. Er war sehr bequem zu sitzen, völlig relaxt halt.

Jetzt bin ich ganz begierig, das wieder herzustellen. Aber so gut wie letzte Woche war es bisher noch nicht wieder. Mal sehen, was der Rest der Woche so bringt. Das nächste Mal werde ich auch von Rasga berichten, die natürlich auch schon Bekanntschaft mit den “Wunderkissen” gemacht hat.

Hier kommt noch ein Video von mir und Dango im Kissen-Stehen. Das Video läuft in dreifacher Geschwindigkeit ab, damit ihr das Schwanken des Pferdes wahrnehmen könnt. Es ist wirklich unglaublich!

Die Fotos und die Videoaufnahmen sind leider sehr schlecht, weil es in der Halle abends viel zu dunkel ist. Ich habe sie mit Photoshop ein wenig aufgehellt, mehr geht nicht. Ich muss auf helleres Wetter warten, dann gibt es auch mal ein längeres Video – versprochen.

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